Ein antifaschistischer Kiez braucht eine antifaschistische Gedenkkultur. Dafür demonstrieren wir. Wir wollen den Opfern rechter Gewalt in Lichtenberg gedenken. Eugeniu Botnari und Kurt Schneider sind zwei Menschen, an die wir stellvertretend auch für unbekannte Opfer rechter Gewalt erinnern. Leider sind auch ihre Namen vielen Menschen im Kiez unbekannt. Das müssen wir ändern. Wir setzen uns dafür ein, ihre Schicksale im Stadtteil sichtbar zu machen. Wir fordern Orte der Erinnerung, die jeden Tag die tödlichen Folgen rechten Gedankenguts aufzeigen. Lasst uns zusammen für diese Orte und einen solidarischen Kiez kämpfen.
Am 17. September 2016 wurde Eugeniu Botnari im Alter von 33 Jahren im Edeka-Markt des Bahnhofs Lichtenberg vom damaligen Filialleiter verprügelt und lebensgefährlich verwundet. Er erlag seinen Verletzungen drei Tage später. Zuvor wurde ihm Diebstahl unterstellt. Die Behauptung wurde nie bewiesen und sie ist schon lange kein Grund, einen Menschen tödlich zu verletzen. Vielen Medien hat die Anschuldigung dennoch gereicht, um sie weiterzuverbreiten. Ihre Geschichten stigamtisieren Botnari über seinen Tod hinaus. Der wahre Hintergrund der Tat zeigte sich bei der Gerichtsverhandlung. Der Täter hatte kein Mitleid mit Eugeniu Botnari, weil er ihn aufgrund seines zugeschriebenen Status als wohnungsloser Mensch aus Moldawien abwertete. So führten Sozialchauvinismus und Rassismus zu seinem Tod. Der Angreifer konnte das Gefängnis nach anderthalb Jahren wieder verlassen. Eugeniu Botnari wird nie wieder zurückkommen. Fünf Jahre sind seit der Tat vergangen. Es ist an der Zeit, dass der Bezirk Verantwortung übernimmt. Wir fordern die Umbenennung des bisher namenlosen Bahnhofsvorplatzes nach Eugeniu Botnari als Opfer rechter Gewalt. Ein entsprechender Antrag liegt seit einem halben Jahr unbearbeitet im Lichtenberger Bezirksamt. Jetzt reicht‘s. Lichtenberg braucht einen Eugeniu-Botnari-Platz im Zentrum vom Weitlingkiez.
In der Nacht des 6. Oktober 1999 wurde Kurt Schneider im Alter von 38 Jahren von Neonazis ermordet. Seine Peiniger lotsten ihn in den ehemaligen Urnenfriedhof am Hoenerweg und erstachen ihn dort. Schneider musste sterben, weil die Neonazis in ihm einen alkoholisierten Arbeitslosen sahen. Entmenschlichung auf der Basis sozialchauvinistischer Vorstellungen ist ein Kernelement des Faschismus. Doch auch in der Lichtenberger Gesellschaft gab es keine Lobby für Schneider. Er wurde vergessen. Erst 19 Jahre nach seinem Tod wurde er offiziell als Opfer rechter Gewalt anerkannt. Wir haben in den zurückliegenden Jahren für eine Gedenktafel für Kurt Schneider am Ort des tödlichen Übergriffes gekämpft. Nun wird sie endlich eingeweiht.
Die Gedenktafel ist ein erster Schritt, um Schneider als Opfer von Neonazi-Gewalt wieder einen Platz im Kiez zu geben. Nun müssen weitere Schritte folgen. Es gibt mehr Opfer rechter Gewalt in Lichtenberg. Manche Namen sind bekannt, doch es fehlt eine offizielle Anerkennung, wie bei Klaus-Dieter Reichert. Die Dunkelziffer im Bezirk ist jedoch unbekannt. Gemeinsam müssen wir uns dafür einsetzen, ihre Schicksale wieder in der öffentlichen Wahrnehmung zu verankern. In den vergangenen zehn Jahren konnten rechte Strukturen aus Lichtenberg zurückgedrängt werden. Daran müssen wir zusammen anknüpfen, um rechte Gewalttaten dauerhaft zu verhindern. Kommt zur antifaschistischen Demonstration am 20. September 2021 und unterstützt die weiteren Gedenkaktionen.
Erinnern heißt kämpfen
17.08.2021 | 12 Uhr | Rudolf-Reusch-Straße 8 | Offizielle Einweihung der Gedenktafel für Kurt Schneider vom Bezirk Lichtenberg
17.08.2021 | 18 Uhr | Rudolf-Reusch-Straße 8 | Antifaschistische Kundgebung zur Einweihung der Gedenktafel für Kurt Schneider
20.09.2021 | 17 Uhr | Eugeniu-Botnari-Platz am S+U Lichtenberg (Ausgang Weitlingstraße) | Antifaschistische Kiezdemonstration „In Gedenken an Eugeniu Botnari – Nazis raus aus dem Kiez!“
06.10.2021 | 18 Uhr | Rathaus Lichtenberg (Möllendorffstraße 6) | Antifaschistischer Gedenkspaziergang zum Todestag von Kurt Schneider